Wie Aberglaube unbewusst das Leben beeinflusst

Wie Aberglaube unbewusst das Leben beeinflusst

„Schwarze von links, nichts Gutes bringt‘s“, wer einen Spiegel zerbricht, hat sieben Jahre Pech und warum darf bei einem Polterabend eigentlich nur Porzellan aber kein Glas zerschlagen werden? Alles das hat mit dem Aberglauben zu tun. Dieses Gegenteil von Glauben kann sowohl als auch negativ sein. Alles Hokuspokus, werden die einen jetzt vielleicht sagen, aber es trotzdem vermeiden, unter einer Leiter herzugehen. Wer von sich selbst behauptet, ein guter Christ zu sein und an Gott zu glauben, wird vielleicht vor neun Uhr am Morgen nicht singen.

Woher kommt der Aberglaube und sind es nur Spinner, die an ganz bestimmte Dinge glauben? Vielleicht bringt Klee mit vier Blättern tatsächlich und kann es nicht , sich etwas Ruß von der Jacke des Schornsteinfegers zu streichen?

Was genau ist Aberglaube?

Aberglaube hat keinen rationalen Ursprung, ist aber international bekannt. Vereinfacht gesagt handelt es sich beim Aberglauben um den Glauben, dass ein ganz bestimmtes Ereignis ein anderes Ereignis positiv oder negativ beeinflussen kann. Viele Menschen hören als Kinder zum ersten Mal davon, bestimmte Dinge tunlichst zu vermeiden. Auf der anderen Seite wird auch von Glücksbringern berichtet, die jeder bei sich tragen sollte. Dieses Wissen wird mit in das Erwachsenenleben genommen und vielleicht sogar an die eigenen Kinder weitergegeben. So lebt der Aberglaube weiter und es ist nicht leicht, sich davon zu befreien.

Aberglauben hat zugleich etwas Bedrohliches an sich, denn wer sich nicht daran stört, wird mit Pech bestraft. Natürlich trägt nicht jeder einen Glücksbringer bei sich und kaum jemand nimmt abergläubische Handlungen vor, um sich vor einem negativen Einfluss zu schützen. Im Unterbewusstsein ist der Aberglaube, oder anders gesagt, die Angst vor dem Aberglauben allerdings noch da.

Der Aberglaube und das Unglück

Es sind die negativen Ereignisse in Bezug auf den Aberglauben, die besonders lange im Gedächtnis bleiben. Dies ist beispielsweise bei Freitag, dem 13. der Fall, er gilt als der Unglückstag schlechthin. Fällt der 13. auf einen Freitag, dann ist das Unglück vorprogrammiert. Es war ein Freitag, als Jesus am Kreuz starb und einige Mitglieder des Templerordens wurden an einem Freitag, dem 13. hingerichtet. Während 12 die Zahl der Vollkommenheit ist (es gibt zwölf Apostel, zwölf Monate und zwölf römische Hauptgötter), ist die 13 das sogenannte „Dutzend des Teufels“. Übrigens, es gibt viele Hotels, die weder ein 13. Stockwerk noch ein Zimmer mit der Nummer 13 haben.

Schwarze Katzen gelten ebenfalls als Unglücksbringer. Dieser Aberglauben stammt noch aus dem Mittelalter, wo schwarze Katzen angeblich den Weg zu den Frauen gezeigt haben, die als Hexen verdächtigt wurden. Die Hexenjagd ist lange vorbei, die schwarzen Katzen haben aber immer noch einen schlechten Ruf.

Wer einen Spiegel zerbricht, hat sieben Jahre Pech, so heißt es zumindest. Wer hingegen Porzellan zerschlägt, hat sieben Jahre Glück, daher wird auf Polterabenden nur Porzellan zerschlagen. Komisch ist nur, dass viele Ehen ausgerechnet im siebten Jahr zerbrechen.

Etwas verrückt, aber mit historischem Hintergrund ist der Aberglaube verbunden, dass es einem Seemann den Tod bringt, wenn die Zigarette an einer Kerze angezündet wird. Der Ursprung dieses Aberglaubens hat etwas mit der Armut der Seeleute in der Vergangenheit zu tun, denn sie mussten Streichhölzer herstellen und verkaufen, um ihre magere Heuer aufzubessern. Wer seine Zigarre oder Zigarette demnach an einer Kerze anzündet, spart das Streichholz und ist für den Hungertod eines Seemanns verantwortlich.

Der Aberglaube und das Glück

Aberglaube hat nicht nur etwas mit Unglück, sondern auch mit Glück zu tun. Hufeisen, vierblättrige Kleeblätter, Schweine und Schornsteinfeger sind bekannte Glücksbringer. Wer einem Schornsteinfeger begegnet, ihn berührt und dann Ruß an den Fingern hat, hat dem Aberglauben nach Glück. Hier gibt es ebenfalls einen historischen Hintergrund, der aus dem 12. Jahrhundert stammt. In der damaligen Zeit führten Kamine, die nicht gereinigt wurden, häufig zu Bränden. Daher kam regelmäßig der Kaminkehrer und wehrte so das Unglück ab.

Klee, der Glück bringen soll, muss vier Blätter haben. Ein solches Kleeblatt kommt in der eher selten vor, umso größer soll das Glück sein, wenn es gefunden wird.

In vielen Häusern und auch über den Haustüren findet sich ein Hufeisen, was Glück bringen soll. Wichtig ist es hier, dass die Öffnung nach oben zeigt, denn dem Aberglauben nach, fällt das Glück wieder heraus, wenn das Hufeisen verkehrt herum hängt. Im Mittelalter waren die Menschen davon überzeugt, dass böse Geister und der Teufel persönlich nicht durch eine Tür gehen, über der ein Stück Eisen hängt.

Selbst Menschen, die von sich behaupten, nicht abergläubisch zu sein, klopfen so manches Mal unbewusst auf Holz und hoffen, auf diese Weise Glück zu haben. Dieser Aberglauben ist auf eine praktische Vorgehensweise zurückzuführen. Bergleute haben durch das Klopfen an den hölzernen Trägerbalken geprüft, ob die Qualität des Holzes stimmt, auch Seeleute klopften früher an die Mastbäume, um sie so zu prüfen.

Salz verschütten bringt bekanntlich Unglück, was aber nicht der Fall ist, wenn sofort danach Salz über die linke Schulter geworfen wird. Dem Aberglauben nach sitzt der Teufel immer auf der linken Schulter, wer ihm also Salz ins Auge schüttet, verhindert, dass der Teufel Unheil anrichten kann.

Eine Art Beschwörung

Natürlich ist niemand verrückt, der abergläubisch ist, aber viele Menschen haben Angst, dass es Unglück bringt, wenn sie in bestimmten Situationen nicht etwas Bestimmtes tun. Es ist die Furcht vor einer unbekannten und unsichtbaren Bedrohung, die zu Handlungen führt, die an eine Beschwörung erinnern. Aberglaube besteht immer, wenn Ursache und Wirkung auf eine falsche Art und Weise miteinander verknüpft werden. In Wirklichkeit sind sie aber völlig unabhängig voneinander. Die Psychologie hat sich ebenfalls schon oft mit dem Phänomen Aberglauben beschäftigt. Hier ist von magischem Denken und von Prophezeiungen die Rede, die sich selbst erfüllen.

Die Wissenschaft beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema Aberglauben und versucht, zumindest logische Ansätze zu finden. Vieles lässt sich durch die Vergangenheit auch logisch erklären, wurde aber durch den Volksglauben schließlich zum Aberglauben. An einem 13., der zufällig auf einen Freitag fällt, passieren nicht mehr und nicht weniger Unglücke, als an einem Donnerstag, dem 12. Menschen, die abergläubisch sind, warten praktisch darauf, dass das Leben Fallstricken auslegt, über die sie stolpern können. Wichtig ist es aber, sich davon nicht verrückt machen zu lassen.

Bild: @ depositphotos.com / av_antropov

Tommy Weber