Warum Steingärten keine gute Idee sind

Warum Steingärten keine gute Idee sind

Sie gelten als pflegeleicht, denn es gibt kein Unkraut und sie sind im Trend: Steingärten. Hauptsächlich mit solchen Argumenten werden diese Gärten angepriesen. Allerdings kann hier von leichter Pflege und von unkrautfrei keine Rede mehr sein. Oft ist nur ein Zaun aus Metall, der eine Fläche aus Bruchsteinen oder grauem Kies einzäunt. Pflanzen gibt es in einem solchen „Garten“ nicht und falls doch, dann ist es ein höchstens ein sogenanntes Formgehölz. Diese Schottergärten werden gerne angelegt, wenn die Besitzer des Hauses keine Lust haben, einen klassischen Garten zu pflegen.

Die unterschiedlichen Steingärten

Wie bereits erwähnt, sind die trendigen Schottergärten von pflegeleicht und unkrautfrei sehr weit entfernt. Sie haben auch nichts mit den klassischen Steingärten oder den Präriegärten zu tun. In einem Steingarten gibt es blühende Pflanzen, die den zahlreichen Insekten reichlich Nahrung bieten. Wie unter einem Präriegarten, so gibt es auch unter einem Steingarten einen lebendigen Boden mit vielen verschiedenen Mikroorganismen. Sie sorgen für einen immer natürlichen Stoffabbau und Stoffumbau. In einem Steingarten finden beispielsweise Pflanzen aus dem Alpenraum eine Heimat sowie Pflanzen, die mit Trockenheit keine Probleme haben.

Splitt und Steine gelten in diesen Gärten nur als Zierde und sorgen dafür, dass es einen perfekten Wasserabzug gibt. Das Gleiche gilt für den Präriegarten. In diesem Garten wachsen Pflanzen, die Hitze aushalten, in einem natürlichen Boden wie Kies oder Lavasplitt. Dieser Untergrund dient als Mulch und schützt den Boden wie ein breiter Sonnenschirm. Schottergärten mögen im Trend sein, aber sie geraten immer häufiger in die Kritik. In vielen deutschen Kommunen sind diese Gärten bereits verboten.

Schottergärten schaden dem Boden

Ein Schottergarten besteht aus zusammengepresstem Kies, der keine Struktur hat, unbelebt und trocken ist. Der Boden, der sich unter diesen Gärten verbirgt, muss einiges abkönnen und kann bei Regen komplett durchnässt werden. Allerdings kann das trotz einer wasserdurchlässigen Unkrautfolie nicht abfließen, das Gewicht der Steine verhindert es. Selbst wenn das Wasser seinen Weg in den Boden finden würde, kann er es aufgrund von Humusarmut gar nicht speichern. Das Wasser fließt bei starken Regen nicht in den Boden, sondern direkt in den Keller oder auf die Straße und landet dann ungefiltert im Grundwasser.

Der , der dabei entsteht, ist für den Boden nachhaltig, sodass ein Rückbau und die Anlage eines neuen Gartens sehr schwierig werden. Nicht selten braucht der Boden einige Jahre, um sich von den Strapazen zu erholen. In diesem Fall sind nicht nur Humus und Pflanzen, sondern auch sehr viel Geduld gefragt.

Eine sehr schlechte Klimabilanz

Wohin der Blick in einem Schottergarten auch fällt, alles, was sich dort befindet, wurde unter hohem Aufwand an Energie hergestellt und herangeschafft. Es beginnt mit dem Zermahlen der Steine, was besonders energieintensiv ist, dazu kommen noch der Transport und das Unkrautvlies. Dieses Vlies verbraucht bei seiner Herstellung ebenfalls viel Energie und vor allem Erdöl, was wiederum für problematischen Müll sorgt. Pflanzen haben die Eigenschaft, CO2 zu binden, ein Schottergarten ist dazu nicht in der Lage.

Ist der Kies im mit Laub bedeckt oder wenn er grün und damit hässlich wird, muss er gereinigt werden. Dies geschieht mit einem Laubbläser und einem Hochdruckreiniger, die beide viel Energie verbrauchen. Die Steine halten maximal zehn Jahre, dann wird es für ein neues Unkrautvlies, außerdem muss der Schotter ausgetauscht werden.

Gärten, die biologisch tot sind

Selbst in einer echten Wüste geht es lebhafter zu als in einem Schottergarten vor einem modernen Einfamilienhaus. Für Insekten, wie Bienen, Schmetterlinge und Hummeln sowie für Vögel ist eine gesunde Mischung aus Blüten und Grün ein sehr wichtiger Lebensraum, eine Nahrungsquelle und zudem ein Ort, um den Nachwuchs großzuziehen. So etwas kann ein Schottergarten nicht bieten. Für Vögel und Insekten ist ein solcher Garten nicht von Interesse, die einzigen Lebewesen, die sich dort vielleicht Zuhause fühlen, sind Mauerasseln.

Ein schöner Vorgarten ist nicht nur eine Zierde, auch für Insekten und Vögel hat er seine Reize, denn für sie zählt jede Pflanze, die dort wächst und dort fühlen sie sich wohl.

Ein Garten, der viel Pflege braucht

Schottergärten sind pflegeleicht, aber leider nur im ersten Jahr. Sind die zwölf Monate vorbei, dann muss dieser Garten regelmäßig gepflegt werden. Laub und Blüten wehen aus der Nachbarschaft herüber und können nicht so einfach mit einer Harke entfernt werden. Die Blätter und Blüten stecken zwischen den Steinen und sind damit für eine Harke nicht erreichbar. Regen und Wind tragen dazu noch Blütenpollen in den Garten. Diese sammeln sich ebenfalls zwischen den Steinen und werden zu einem brauchbaren Substrat für allerlei Unkraut. Das Unkrautvlies ist hier unwirksam, wenn die Samen des Unkrauts sich einen Platz zum Wachsen und Keimen suchen. Sie gelten nicht umsonst als wahre Überlebenskünstler.

Die Pflege eines Schottergartens ist sehr mühsam. Hacken funktioniert nicht, da die Zinken und Klingen immer wieder von den Steinen abprallen. Das Unkraut einfach ausreißen geht auch nicht, denn es wächst sehr schnell wieder nach. Der Kies ist zudem eine Einladung für Moos und Algen. Was hier hilft, ist eine mühevolle oder eben der Hochdruckreiniger.

Ein teurer Garten

Um einen Schottergarten anzulegen, muss der Besitzer des Gartens tief in die Tasche greifen. Richtig viel Geld kosten beispielsweise die aufwendig geschnittenen Formgehölze. Teuer sind aber auch der Schotter und seine Anlieferung. Hier muss mit einem Preis von 100 Euro oder mehr pro Tonne gerechnet werden. Je nach Größe der Fläche wird das Ganze eine sehr kostspielige Angelegenheit. Schottergärten gelten bei den Gemeinden zudem als versiegelte Fläche und daher werden Abwassergebühren fällig.

Schlecht für das Kleinklima

Pflanzen haben die gute Eigenschaft, Feuchtigkeit zu verdunsten, zugleich kühlen sie damit die Umgebung ab. Steine sind dazu nicht in der Lage. Schottergärten heizen sich an heißen Sommertagen richtig auf, aber sie geben, anders als naturnahe Gärten, die Wärme nicht wieder ab. In den Gärten wird der spärliche Bewuchs regelrecht gebraten und vertrocknet, selbst wenn noch so viel gewässert wird. Wer einen Garten mit Bäumen und Sträuchern hat, filtert den Staub aus der Luft, Schotter kann so etwas nicht. Schotter kann aber sehr gut den Lärm der vorbeifahrenden Autos verstärken. Selbst aus optischer Sicht ist der Garten kein Gewinn, denn er sieht immer gleich aus.

Bild: @ depositphotos.com / welcomia

Tommy Weber