Nachhaltig reisen – für einen sanften Tourismus

Nachhaltig reisen - für einen sanften Tourismus

Hat Erholung in der heutigen Zeit wirklich noch etwas mit Erholung zu tun? Dient es der wohlverdienten Entspannung, in einem kilometerlangen Stau auf der Autobahn zu stehen, mit einem verspäteten Flieger auf eine Insel zu jetten oder an überfüllten Stränden in der prallen Sonne zu liegen? Immer mehr Menschen lehnen diese Form des Urlaubs für sich ab und entscheiden sich stattdessen für den sanften Tourismus und den nachhaltigen . Wie kann er aussehen, dieser nachhaltige Urlaub? Was ist eigentlich sanfter Tourismus?

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, das Reisen nachhaltiger zu machen und es ist gar nicht so schwer, eine solche Reise zu planen.

Was bedeutet eigentlich sanfter Tourismus?

Sanfter Tourismus bedeutet in erster Linie, dass sich die Touristen achtsamer verhalten. So gibt es beispielsweise in sehr vielen Ländern keine Möglichkeit, den Sondermüll, wie etwa alte Batterien, richtig zu entsorgen. Wer dies vor Beginn der Reise weiß, sollte schon beim Packen des Koffers auf Geräte mit Batterien verzichten. Natürlich ist es auch möglich, die leeren Batterien wieder mit nach Hause zu nehmen, um sie hier umweltgerecht zu entsorgen.

Warum die Ferien nicht mal in einer kleinen lokalen Unterkunft verbringen, anstatt in einer riesigen Hotelanlage? Müssen die Handtücher wirklich jeden Tag gewechselt werden? Wenn sie nicht jeden Tag gewaschen werden, spart das Wasser, Strom und Waschmittel. Im Lokal vor Ort zu essen, hilft den Menschen im Ferienort mehr als der Besuch in einem Fast-Food-Restaurant.

Reiseziele in der Nähe suchen

Sanfter Tourismus ist gleichbedeutend mit nachhaltigem Reisen. Die Natur sowie die Ressourcen vor Ort werden geschont, zudem hat der Tourismus keine Nachteile für die Bevölkerung. Das Ganze fängt schon mit der Wahl des Reiseziels an, denn es muss nicht jedes Jahr eine Fernreise sein. Liegt das Urlaubsziel in der Nähe, dann ist es nachhaltiger Tourismus. Die heimischen Seen, die vielen Wander- und Radwege, aber nicht zuletzt die vielen Sehenswürdigkeiten machen einen Urlaub in Deutschland zu einem echten Erlebnis. Wer hat schon mal eine Stadtführung durch die Heimatstadt oder die Nachbarstadt mitgemacht? Was es dort zu entdecken gibt, ist erstaunlich.

Bus, Bahn oder doch das Flugzeug?

Wer in die nähere Umgebung verreist, kann die Bahn oder vielleicht sogar das Fahrrad nehmen und so nachhaltig reisen. Fliegen ist die umweltschädlichste Art, zu verreisen, da der Ausstoß an Treibhausgasen enorm ist. Bus und Bahn sind die bessere Alternative, sie verbrauchen im Schnitt nur 29 und 32 Gramm Treibstoffgase. Ein Flugzeug hingegen 570 Kilogramm, wenn es nur von nach Athen fliegt.

Alle, die am Urlaubsort mobil bleiben wollen, sollten mit der Bahn dorthin fahren und anschließend, wenn es nicht anders geht, einen Leihwagen nehmen oder ein Rad mieten. Wer mit dem Auto in die Ferien fährt, verbraucht pro Person und Kilometer rund 150 Gramm Co2. Eine andere Möglichkeit, um umweltfreundlich zu verreisen, ist das sogenannte Carsharing, also eine Fahrgemeinschaft.

Auf die bekannten Siegel achten

Die Reisebranche betont zwar immer wieder, wie wichtig der sanfte Tourismus und das nachhaltige Reisen sind, zur gleichen Zeit können sich aber noch nicht einmal auf ein gemeinsames Siegel einigen. Wie können Touristen überhaupt erkennen, ob es sich wirklich um sanften Tourismus handelt? Es gibt gut ein Dutzend unterschiedliche Siegel, die ein besseres Reisen versprechen, leider sind nur wenige wirklich sinnvoll. Drei Siegel sind allerdings ein verlässliches Zeichen, dass es sich tatsächlich um sanften Tourismus handelt:

Die Blaue Flagge

Die Blaue Flagge zeichnet in mehr als 40 Ländern weltweit nachhaltig betriebene Gewässer aus. Dies gilt beispielsweise für Sportboothäfen, und für Strände an Binnengewässern.

TourCert

Bei TourCert handelt es sich um eine Zertifizierung, die ganzheitliche soziale und ökologische Kriterien von Reisebüros, Reiseveranstaltern und Unternehmen berücksichtigt.

Viabono

Viabono ist eine Initiative des Bundesumweltministeriums und soll den nachhaltigen Tourismus fördern. Das Siegel ist auf vielen Campingplätzen, bei Anbietern von Kanus, in Unterkünften und in den Naturparks zu finden.

Bio ist IN

Sanfter Tourismus kann sogar ein reiner Bio-Urlaub sein. Wie wäre es mit einem Familienurlaub auf dem Bio-Bauernhof, der bestimmt nicht nur den Kindern gut gefällt. Bio-Hotels stehen hoch im und dort können die Gäste auch die Spezialitäten der regionalen Küche probieren. In vielen der Restaurants in diesen Bio-Hotels stehen zudem vegetarische und sogar vegane Gerichte mit stets frischen Zutaten auf der Speisekarte. Mehr als 100 dieser besonderen Hotels gibt es mittlerweile in Europa, was bis 2023 klimapositiv werden möchte.

Ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen sich Bio-Campingplätze, die einen Urlaub ganz nah an der Natur bieten. Wer naturverbunden ist und gerne macht, ist dort genau richtig.

Die Wirtschaft vor Ort unterstützen

Ein klassischer Urlaub ist ein Urlaub, in dem der Reiseführer eine wichtige Rolle spielt, wo neben den bekannten Sehenswürdigkeiten noch eine Auswahl an Restaurants und Lokalen aufgeführt ist. Wer hingegen die einheimische Wirtschaft am Ferienort unterstützen will, legt den Reiseführer beiseite und sucht auf eigene Faust nach einem Restaurant. In diesen oftmals kleinen Restaurants kann die regionale und landestypische Küche probiert werden, zudem kommen hier Einheimische und Gäste schneller ins Gespräch.

Die Wirtschaft am Urlaubsort zu unterstützen, heißt zugleich, Trinkgelder zu geben. Selbst bei Reiseanbietern, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben, ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Vielfach lassen diese Unternehmen Einheimische für einen kargen Lohn für sich arbeiten, teilweise werden sie sogar mit unseriösen Verträgen in die Scheinselbstständigkeit gezwungen. Alle, die nachhaltig reisen wollen, sollten daher nicht vergessen, den einheimischen Reiseleitern, Busfahrern und Angestellten im ein Trinkgeld zu geben.

Keine Klimaanlagen benutzen

Die Klimaanlagen in den Hotels sind wahre Stromfresser. Völlig paradox ist aber folgendes: Während die Hotelzimmer kälter werden, wird der Rest der Welt immer wärmer. Eine Klimaanlage hat in einem nachhaltigen Urlaub also nichts zu suchen. Wer in ein Land reist, was vielleicht in den Tropen liegt, muss zwar nicht komplett auf die Klimaanlage verzichten, sollte sie jedoch beim Verlassen des Hotelzimmers abstellen.

Mit wenig Gepäck reisen

Nachhaltig reisen heißen außerdem, mit so wenig Gepäck wie möglich auf Reisen zu gehen. Je schwerer die Taschen oder die Koffer sind, desto mehr Co2 wird verbraucht. Daher ist es wichtig, sich vor der Reise zu fragen: Was brauche ich wirklich alles am Ferienort? Wer diese Frage ehrlich beantwortet, wird erstaunt sein, wie wenig in den Ferien benötigt wird.

Bild: @ depositphotos.com / lp-studio

Tommy Weber